Ein dunkelroter Samtvorhang, davor ein andächtiges Publikum in seltsamen 70er-Jahre-Outfits und natürlich Heidi Kabel auf der Bühne: Besonders in den 70er und 80er Jahren kam man an den TV-Aufzeichnungen aus dem Ohnsorg-Theater nur schwer vorbei. Der norddeutsch gefärbte Sprachmix, den man statt des Niederdeutschen fürs Fernsehen wählte, gilt bis heute als typisch hamburgisch. Ganz nebenbei transportierten die Schwänke und Komödien auch Namen in die deutschen Wohnzimmer. Wir haben bei einer Durchsicht von Klassikern über dreißig Perlen für Sie gesammelt, zum Staunen, Erinnern – oder gar als Kandidaten für Ihre Auswahlliste?
![Ohnsorg Theater (Foto: Knud Bielefeld)]()
Ob die Kurzformnamen, die in größerer Zahl vertreten sind, damals offiziell vergeben worden wären, lässt sich pauschal nicht sagen. Meta zum Beispiel war ein eigenständiger Name, während in der Geburtsurkunde von Knecht Fiete vermutlich eher Friedrich gestanden hätte.
Aleid – Der Vorname der jungen Aleid Harms aus „Liebe Verwandtschaft“ (1963) leitet sich von Adelheid ab.
Aline – Aline trägt in „Rum aus Jamaika“ (1977) den sprechenden Nachnamen Flachmann. Aline ist eine Kurzform von Adeline – oder auch eine Variante von Helene.
Asmus – Asmus Broihan, Kaffeemakler und Liebhaber liederlicher Etablissements, tritt in „Vier Frauen um Kray“ (1973) auf. Die Vollform seines Vornamens hat nur zwei Buchstaben mehr: Erasmus.
Diederk – „Diederk soll heiraten“ hieß es 1966. Der Name ist ein Ableger von Dietrich.
Dele – Der volle Name von Kaffeemietje (Kaffee-Verleserin) Dele Rüsch („Vier Frauen um Kray“) wäre wahrscheinlich Adele.
Elsbe – In „Meister Anecker“ (1965) hat der Bürgermeister ein Auge auf die junge Elsbe eworfen. Ihr Name ist ein Kürzel von Elisabeth.
Erna – Raumpflegerin Erna Pieper („Frau Pieper lebt gefährlich“, 1975), gespielt von Heidi Kabel, kann man als Miss Marple des Ohnsorg-Theaters bezeichnen.
Fieke – Der Vorname von Fieke Harms („Liebe Verwandtschaft“) ist eine friesische Form von Viktoria.
Fiete – Ob einfältiger Neffe („Die Kartenlegerin“, 1964) oder hilfreicher Knecht auf den Spuren von „Charlys Tante“ („Petrus gibt Urlaub“, 1977) – Fiete ist ein typischer Ohnsorg-Name und Kürzel etwa von Friedrich.
Fine – Fine Kuhlendieks Name („Das Sympathiemittel“, 1960) leitet sich von Josefine ab.
Gesa – Der Name von Gesa Wesseloh („Die Kartenlegerin“) ist eine niederdeutsch-friesische Kurzform von Gertrud.
Gesine – Noch mal Gesa: Gesine Kreyenborgs Vorname („Wenn der Hahn kräht“, 1976) erweitert die Gertrud-Kurzform.
Hanne – Hanne Knoop („Tratsch im Treppenhaus“, 1962/66) ist eine herzensgute Putzfrau, ihr Name kommt von Johanna oder verkürzt Namen wie Hannelore.
Hannes – Der arme Bauer Hannes Kulenkamp („Opa wird verkauft“, 1961) soll ausgetrickst werden. Seine Name ist eine Kurzform von Johannes.
Harro – Harro Vanselow („Mutter Griepsch mischt mit“, 1975) trägt einen echt friesischen Namen: eine Kurzform von Harmen und Harbert, die auf Hermann und Herbert zurückgehen.
Heiko – Kriegsheimkehrer Heiko Herkens („Verteufelte Zeiten“, 1968) betätigt sich als Schwarzbrenner. Sein Vorname ist eine niederdeutsch-friesische Koseform von Heinrich.
Hein – Der Name Hein, noch eine niederdeutsch-friesische Variante von Heinrich, kommt in diversen Ohnsorg-Stücken vor.
Ida – Ida („Kein Auskommen mit dem Einkommen“, 1966) ist eine weitere Paraderolle der Kabel.
Jan – Bei dieser niederdeutsch-friesischen Form von Johannes verwundert es nicht, dass sie mehrfach im Ohnsorg-Universum vertreten ist.
Jolanthe – Hübscher Name, denken Sie? Stimmt. In „Krach um Jolanthe“ (1979) heißt so allerdings eine Zuchtsau.
Korl – Korl Ströper mischt in „Das Sympathiemittel“ mit, ebenso wie ein Herr, der Korlluwig gerufen wird. Sein Name ist natürlich eine Variante von Karl.
Krischan – Hafenarbeiter Krischan Kattwinkel erfährt in „Das Herrschaftskind“ (1972), dass er als Säugling vertauscht wurde. Sein Name ist die niederdeutsche Form von Christian.
Malwine – Den seltenen Vornamen von Malwine Sötje („Mein Mann, der fährt zur See“, 1971) gibt es auch in der Operette „Das Schwarzwaldmädel“.
Mandus – Mandus Sötjes Vorname („Mein Mann, der fährt zur See“) ist eine Kurzform von Amandus.
Matten – Matten („Meister Anecker“, 1965) ist eine niederdeutsche Variante von Matthias. Ein Hase namens „Lütt Matten“ spielt in dem Gedicht „Matten Has“ (Klaus Groth, 1858) die Hauptrolle, ein Jungen mit demselben Namen in dem DDR-Kinderklassiker „Lütt Matten und die weiße Muschel“ (Benno Pludra, 1963).
Meta – Meta Boldt (Heidi Kabel) hält den „Tratsch im Treppenhaus“ (1962/66) in Gang. Ihr Vorname ist eine Kurzform von Margareta.
Mieke – Mieke Hauschild („Liebe Verwandtschaft“) will ihrem Neffen den Hof abschwatzen. Ihr Name leitet sich wie Marieke von Maria ab.
Mile – Der Vorname von Haushälterin Mile Haak („Vier Frauen um Kray“) leitet sich von Emilie ab. Achtung: Mile ist auch ein serbokroatischer Männername.
Minning – Dieser Name (in „Das Sympathiemittel“) ist eine Variante von Mina oder Minna, die auf Wilhelmine oder Hermine zurückgehen.
Schorsch – Schorsch („Opa wird verkauft“) ist der eingedeutschte französische Georges.
Taline – Mit dem estnischen Tallinn hat der Name aus „Verteufelte Zeiten“ ebenso wenig zu tun wie mit einem verschliffenen „Tante Line“: Taline ist eine Weiterbildung von Adelheid.
Thees – Thees („Liebe Verwandtschaft“) ist eine verkürzte Form von Matthäus.
Tönjes – Der Name von Tönjes Dunkmeier („Rum aus Jamaika“, 1977) ist eine niederdeutsche Kurzform von Antonius.
Trina – 1976 verkörperte Heidi Kabel gleich zweimal eine Trina, in „Frauen an Bord“ und in „Wenn der Hahn kräht“. Der Name ist eine Abkürzung für Katharina.
Wilhelmine – Noch eine populäre Kabel-Rolle: In „Die Kartenlegerin“ prägte sie 1968 als Wilhelmine Lührs den Slogan der ARD-Fernsehlotterie: „Mit fünf Mark bin ich dabei!“
Willem – Willem Tamerlings Vorname („Wenn der Hahn kräht“, 1976) ist nicht nur der des derzeitigen niederländischen Königs, sondern auch die niederdeutsche Form von Wilhelm.
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch „Von Finn und Finja, Freya und Fritz. Die beliebtesten Vornamen der Norddeutschen“.