Ich hätte seinen Namen spontan als weiblich einsortiert (ähnlich wie bei Magne, wo ich völlig auf dem Holzweg war). Die friesischen Namen Godje sowie Göntje hatte ich schon mal gehört. Tatsächlich scheint es sich beim Namen Gode aber um ein Unisexmodell zu handeln: Eindeutig weiblich wären Goda und Godela, eindeutig männlich Godehard oder Godwin, als deren Kürzel Gode locker durchgeht. Godric Gryffindor aus „Harry Potter“ fällt mir ein und Gödeke Michels, ein Pirat aus Störtebekers Zeiten, zu dem auch der Name Gottfried Michaelis kursiert.
Ja, die Silbe „God-“ kommt vom althochdeutschen Wort für Gott. Friese oder gar Pirat ist mein Interviewpartner nicht, ich bezweifle auch, dass seine Eltern den Namen gewählt haben, weil sie ihr Kind mehr als üblich vergötterten (ist bei Theo-Eltern ja auch eher nicht der Fall). Als Gode Ende der 80er Jahre geboren wurde, nannte man kleine Jungs gern Jan, Daniel oder Florian. In Godes im Hamburger Umland lebende Familie hätte Derartiges kaum gepasst: Seine älteren Brüder heißen Bela und Elmo. Bela, Elmo und Gode – das nenne ich mal eine eigenwillige Geschwisterkombination! Besonders für die Zeit von vor dreißig Jahren, als die Individualität bei der Namensgebung noch nicht solche Blüten trieb wie heute. Obwohl die Namen von unterschiedlicher Herkunft sind, haben sie Gemeinsamkeiten: Sie sind zweisilbig, eher weich im Klang, enthalten jeweils ein e und einen zweiten Vokal und enden mit einem Vokal. Wie seine Eltern auf seinen Namen gekommen sind, findet Gode vergleichsweise langweilig: „Ein Freund aus dem Sportverein hieß so.“ Einen Normalo-Vornamen bekam er obendrein: Lennart.
Gode ist mit seinem seltenen Namen im Reinen und mag ihn gern. Das war nicht immer so: „Als Kind hätte ich manchmal gern einen Allerweltsnamen gehabt, Christian oder Sebastian zum Beispiel. Nicht weil mein Name oft verulkt worden wäre, dazu gab er nicht viel her. Aber es ist nicht so leicht, ihn zu erklären, wenn die Leute nachfragen – und das tun sie ständig. Es gibt kaum ähnliche Wörter oder Namen, die Band ‚Godewind‘ ist bei weitem nicht so bekannt wie einige glauben.“ Dafür sei der Name aber „schön kurz, das ist schnell buchstabiert“. Er mag es, dass sich fast jeder an seinen „nahezu einzigartigen“ Namen erinnert, wenn er ihn erst einmal verstanden hat. Manchmal sei die Einprägsamkeit aber auch von Nachteil, „wenn damit negative Erinnerungen verbunden werden.“
Eine Anekdote aus der Schulzeit fällt ihm ein: „Ich hatte in der Schule Mist gebaut, und eine Lehrerin wollte meinen Namen wissen. Sie wurde richtig sauer, weil sie dachte, ich würde sie veräppeln: ‚Gode? So heißt doch kein Mensch!‘ Kurz bevor ich zur Schulleitung musste, haben Klassenkameraden interveniert und die Dame aufgeklärt. Meine ursprüngliche Missetat geriet dabei zum Glück im Vergessenheit.“
Gode hat keinen von seinem Namen abgeleiteten Spitznamen und ist noch nie einem anderen (oder einer anderen?!) Gode begegnet. „Ich weiß nur von dem besagten Bekannten meiner Eltern sowie von einem Gode, der mal in einem Zeitungsartikel erwähnt wurde.“ Bei flüchtigen Kontakten wird sein Vorname manchmal als Nachname interpretiert. Falsche Schreibweisen gibt es keine, falsche Ansprachen äußerst selten, „allenfalls habe ich etwas wie Gordon zu hören bekommen“. Wird er öfter mal als Frau angeschrieben? Überraschung – Gode verneint: „So etwas passiert eher meinen Brüdern.“