Es ist fast ein Märchen: Ein Disney-Film kommt daher, und plötzlich glänzt ein Aschenputtel unter den Vornamen, nämlich Elsa, wieder in den Charts. Sicher war die Zeit reif für diesen Namen, der – im Gefolge von Emma und Ella – bereits seit ein paar Jahren einen gewissen Aufwärtstrend erlebte. Doch „Die Eiskönigin“, zu Weihnachten 2013 in den Kinos, mit einer eisblonden, mit ihren Zauberkräften hadernden Heldin gab dem Namen den entscheidenden Kick in Richtung Top 100.
Wie Elsa ist auch Elske ein Kürzel für den biblischen Namen Elisabeth („die Gott verehrt/Gott geweiht ist“ oder „mein Gott ist Fülle“), und zwar dessen niederdeutsche Koseform. Die 1972 im Raum Schwerin geborene Elske, die ich für diesen Beitrag befragen durfte, heißt so in Anlehnung an ihre Oma Elisabeth: „Sie war in dem Jahr vor meiner Geburt gestorben. Meine Mutter wollte für mich einen ähnlichen Namen, Elisabeth selbst empfanden meine Eltern als zu alt. Außerdem sollte ich als erstes Kind etwas ganz Besonderes sein, deshalb der besondere Name.“ Fündig wurden Elskes Eltern in einem Namensbuch. Elskes jüngerer Bruder erhielt dann einen „ganz normalen“ Namen, wie sie sagt: Peter.
Elske stand mit ihrem Namen etliche Jahre auf Kriegsfuß: „Ich habe meine Mutter zwischenzeitlich sogar dafür gehasst.“ Warum nur? „Mein Name wurde ständig ‚korrigiert‘ in Elke oder Else. Fast noch schlimmer fand ich Fragen wie: ‚… und wie ist dein Vorname?‘ oder ‚Wer kommt denn auf einen solchen Namen?!‘ Ein neuer Lehrer schüttelte einfach nur den Kopf über meine Namensgebung.“ Elske führt die Reaktionen zumindest zum Teil auf die besonderen Verhältnisse im Osten zurück: „Das kommt eben dabei raus, wenn man nicht über den Tellerrand schaut.“ Bis zu ihrem 16. Lebensjahr war sie wild entschlossen, sich mit 18 einen neuen Namen zu geben. Heike vielleicht oder Sandra, Antje oder Kathrin. „So hießen in der DDR fast alle Mädels, das war schön und unauffällig.“ Ob ein Wechsel so einfach möglich gewesen wäre, weiß sie nicht. „Ich hatte mir ausgemalt, darauf bei der Beantragung meines Personalausweises zu sprechen zu kommen.“
Doch dann kam die Wende – für Elske gleich in doppelter Hinsicht: „Plötzlich war mein Name gar nicht mehr komisch, alle waren offen und tolerant. Mein Name machte mich sogar ganz spannend. Da wollte ich ihn natürlich behalten.“ Noch heute mag sie ihn sehr und findet ihn sogar sehr passend. Dass Behörden nach wie vor eine Elke oder Else aus ihr machen wollen, wiegt längst nicht mehr so schwer wie früher. Da sie beruflich viel mit Menschen zu tun hat, wird sie oft auf ihren Namen angesprochen. „Die meisten denken, ich komme aus Skandinavien. Andere fragen, wo der Name herkommt, und staunen und finden ihn schön, interessant und eben besonders.“ Eine andere Elske hat sie noch nie getroffen. „Irgendwie schade, aber mich gibt es ja auch nur einmal.“
Elske hat zwei Töchter. „Sie sollten schöne, weiche, schlichte Namen bekommen.“ Die Wahl fiel auf Lisa – tatsächlich: noch eine Kurzform von Elisabeth – und Anna. „Beide sind zufrieden.“ Was uns irgendwie wieder zur „Eiskönigin“ führt. Denn Anna, das ist nicht einfach nur ein zeitlos-schöner, ganz normaler Name, sondern im Film auch Elsas beherzte, fröhliche und überhaupt nicht abgehobene kleine Schwester.